Für Unternehmen gilt es, bestehende Strukturen zu hinterfragen. Eine Just-in-Time-Produktion mit hochkomplexen Prozessen, globalen Lieferketten, Fertigungsstätten in einer einzigen Region auf der Welt und große Diskrepanzen beim Grad der Digitalisierung in Unternehmen offenbaren bei einer Störung schonungslos die Fragilität des gesamten Konstrukts und zeigen eine fehlende Resilienz. Wie geraten Unternehmen in der nächsten Krise weniger unter Stress, werden flexibler und unabhängiger?
Warum Just-in-Time Produktion und globale Lieferketten zu überprüfen sind
Unternehmen vieler Branchen setzen auf eine globale Just-in-time-Produktion, um ihre gesamte Wertschöpfungskette maximal effizient zu gestalten. Dabei agieren sie nach dem Produktionsprinzip. Sprich Zuliefer- und Produktionstermine werden exakt aufeinander abgestimmt mit dem Ziel, die Vorratshaltung, Lagerung und damit verbundene Kosten auf ein Minimum zu beschränken. Jetzt – in Zeiten von COVID 19 – ist die globale Just-in-time Produktion mit ihren riesig verzweigten Wertschöpfungsketten und weltweiten Lieferketten vielerorts unterbrochen. Verzögerungen an einer Stelle reichen aus, um das gesamte Just-in-Time Konstrukt ins Wanken zu bringen. Die Corona Krise führt uns deutlich vor Augen, wie anfällig und leicht durchtrennbar die bisherigen Lieferketten quer über den Globus sind.
Die „Hyperglobalisierung“ zeigt sich verletzlich und angreifbar. Die Reaktionszeit von Unternehmen ist in der aktuellen Corona Krise erheblich eingeschränkt. Das Fehlen eines Teilprodukts oder Rohstoffs in China kann zum vollständigen Stopp der gesamten globalen Produktion führen, sofern kein anderer Zulieferer zeitnah und in der benötigten Menge alternativ liefern kann. Die vollständige Schließung des Werks ist die Folge und je länger Fabriken geschlossen sind, desto höher ist der Schaden.
Die Auswirkungen treffen uns auch mitunter durch den langen Transportweg zeitverzögert aber mit voller Wucht: Die reine Seefracht mit Containern von China nach Deutschland dauert rund vier Wochen. Werden Produkte aus China aufgrund von COVID 19 nicht oder verspätet verschifft, treffen sie in Europa zu einem Zeitpunkt ein, an dem die Verbrauchernachfrage zwischenzeitlich dramatisch eingebrochen ist. Angebot und Nachfrage lassen sich nicht rechtzeitig abstimmen und führen zu einem enormen Schaden für Unternehmen und Menschen: Verfügbare Ware mit Verfallsdatum muss aufgrund fehlender Nachfrage im schlimmsten Fall entsorgt werden, während dringend benötigte Ware im Land nicht verfügbar ist.
Warum der Digitalisierungsgrad eines Unternehmens sein Überleben beeinflusst
Unternehmen mit einem niedrigen Digitalisierungsgrad sind hochgradig von der Corona Krise betroffen, je nach Branche und Leistungsportfolio in unterschiedlichem Ausmaß. Während Unternehmen mit digitalisierten Prozessen und Tools flexibler und zeitnah auf die massiven Einschränkungen und sich schnell ändernde Rahmenbedingungen reagieren können, rächt sich die digitale Lethargie in den Unternehmen mit einem niedrigen Digitalisierungsgrad. Sie verlieren wertvolle Zeit, ihren täglichen Betrieb in dieser Akutphase aufrechtzuerhalten. „Die Corona-Krise hat uns die Bedeutung digitaler Technologien für Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft sehr klar vor Augen geführt. Die Krise ist ein Weckruf, die Digitalisierung nun massiv voranzutreiben“, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg kürzlich in Berlin. „Wir haben uns in der Vergangenheit zu viel Zeit bei der Digitalisierung gelassen. Jetzt heißt es, digitale Infrastruktur aufzubauen, Geschäftsprozesse umfassend zu digitalisieren und neue, digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln.“
Im zweiten Teil unserer dreiteiligen „Corona“ Blog-Serie beschäftigen wir uns mit der Frage, wie sich produzierende Unternehmen nach der Corona Krise neu organisieren können. In unserem Magic Blog finden Sie weitere lesenswerte Beiträge, nützliche Tipps und Informationen rund um das Thema Corona, Produktion und Supply Chain.
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